Ein|Ausblicke 05/2024

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04.06.2024

Im Mai haben wir an der 2. Bochumer Radschnitzeljagd teilgenommen, die sich zum Ziel gesetzt hat, über die diversen Bürger*inneninitiativen in Bochum aufzuklären und die Akteur*innen vorzustellen. Wir haben mit der Journalistin und Autorin Nora Hespers über ihren Opa und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus gesprochen. Gemeinsam mit dem Bildungswerk Stanisław Hantz e.V. haben wir eine Bildungsreise zur KZ Gedenkstätte Auschwitz durchgeführt. Mit dem Abgeordneten des US-Repräsentantenhauses, Jamie Raskin (Demokratische Partei), haben wir über das Amtsenthebungsverfahren gegen Donal Trump und die Gefahren für die amerikanische Demokratie gesprochen. Und dann haben wir auch noch unser Richtfest gefeiert und an diesem besonderen Tag die Bochumer Symphoniker in der Fritz Bauer Bibliothek gespielt.

Radschnitzeljagd, Tag der offenen Tür der Bochumer Initiativen

Sharepic für die 2. Rad Schnitzeljagd | © bo-initiativ.de

Auch an der zweiten Ausgabe der Radschnitzeljagd, initiiert von bo-initiativ, hat sich das Fritz Bauer Forum beteiligt. Es gab zwar weniger Sonnenschein als letztes Jahr, dafür aber kamen erneut viele interessierte Menschen, mit denen wir ins Gespräch kommen konnten.

Neben unserem Informationsangebot gab es auch eine Malstation für Kinder und in der Fritz Bauer Bibliothek war die Audio-Installation „W.“ von der Künstlerin Ute Jürß zu hören, die Fragen zum Thema der Menschenwürde stellt. Auf der Leinwand waren dabei verschiedene Fotos von der historischen Trauerhalle und ihrer Entwicklung hin zur Fritz Bauer Bibliothek zu sehen. Beim Abschluss in der KoFabrik gab es bei der Tombola einen Gutschein für unseren Bücher-Shop zu gewinnen.

Buchvorstellung mit der Autorin Nora Hespers

Nora Hespers und Magdalena Köhler in der Fritz Bauer Bibliothek © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Gemeinsam mit der Stadtbücherei konnten wir Anfang Mai die Autorin und freie Journalistin Nora Hespers im Rahmen der Literaturtage Demokratie zu uns in die Fritz Bauer Bibliothek einladen. Sie stellte ihr 2021 im Suhrkamp Verlag erschienenes Buch „Mein Opa, sein Widerstand gegen die Nazis und ich“ vor, das die Geschichte von Theo Hespers, Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime erzählt, von seiner Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten in Berlin-Plötzensee. Es handelt aber auch von den Nachwirkungen der Vergangenheit in der Gegenwart, von Nora Hespers persönlicher Spurensuche. In einer lebhaften Diskussion ging es unter anderem darum, wie wir an den Widerstand gegen das NS-Regime erinnern und warum so viele Geschichten – oft auch gerade die von Frauen – in Vergessenheit geraten sind. Dabei ist es in Hinblick auf das derzeitige Erstarken rechter Kräfte umso wichtiger, uns die Beispiele mutigen Handelns für Menschenrecht und Demokratie vor Augen zu halten.

Auschwitz-Bildungsreise

Das Bildungswerk Stanisław Hantz e.V. führt seit vielen Jahrzehnten regelmäßig Bildungsreisen zum Thema Nationalsozialismus und Holocaust durch. Dieses Jahr fand das erste Mal eine Kooperation zwischen dem Bildungswerk und dem Fritz Bauer Forum statt und Magdalena Köhler, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fritz Bauer Forums, begleitete die Reise und leitete sie mit.

An 4 Tagen wurde eine “Annäherung an Auschwitz” versucht, was maßgeblich beinhaltet, auch die Bereiche rund um das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zu besichtigen, die nicht Teil des staatlichen Museums und der offiziellen Erinnerungskultur sind. Darunter zum Beispiel das Gebiet des ehemaligen Lagers Auschwitz-Monowitz, die Ortschaft Rajsko, wo die Nationalsozialisten Pflanzenzucht- und Agrarexperimente durchführten sowie ein ehemaliges Fabrikgelände, das eine wichtige Rolle in den Widerstandsbewegungen in Auschwitz spielte. Eine Gruppe von 25 Personen konnte so einen Einblick in die “Mordmaschinerie” Auschwitz (Zitat Fritz Bauer) bekommen.

Richtfest des Fritz Bauer Forums und Konzert der Bochumer Symphoniker

Die Geschäftsführerin PD Dr. Irmtrud Wojak auf dem Dach des Fritz Bauer Forums © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG, Fotograf: Richard Lensit

Das Wetter meinte es gnädig mit uns, als sich am 24.05. die Handwerk*innen, Architekten, die geladenen Gäste und interessierte Besucher*innen zum Richtfest des Hauptgebäudes des Fritz Bauer Forums auf dem Baugelände versammelten. Unter grauem, aber trockenem, Himmel stiegen die Zimmerer der Firma Schrinner gemeinsam mit Geschäftsführerin Irmtrud Wojak „aufs Dach“ beziehungsweise das Baugerüst am fertiggestellten Dachstuhl, um das traditionelle Richtfest einzuläuten.

Nachdem Irmtrud Wojak erfolgreich den letzten Nagel in den Dachstuhl geschlagen, der Richtspruch gesprochen und das am Boden zerschellte Glas das Glück für die nun folgende Vollendung des Baus besiegelt hatten, folgten kurze Reden von Karl-Peter Brendel (Vorstand NRW-Stiftung, Staatssekretär a.D.); Serdar Yüksel (Mitglied des Landtags NRW) und Irmtrud Wojak.

Ein gespanntes Publikum lauscht den Bochumer Symphonikern in der Fritz Bauer Bibliothek© FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG, Fotograf: Richard Lensit

Am Abend folgte die nächste Veranstaltung, ein Konzert der Bochum Symphoniker im Rahmen der Reihe „Stadtteilkonzerte“ (BoSy vor Ort). Das Publikum in der komplett gefüllten Fritz Bauer Bibliothek lauschte gespannt und begeistert verschiedenen Stücken von Mozart, Scarlatti, von Koch, Barriére und Szymanowski.

Ausgeklungen ist dieser schöne Abend mit Gesprächen mit den Musiker*innen und Getränken – wir hoffen auf ein Wiederhören!

Der Aufstand des jüdischen Sonderkommandos von Auschwitz-Birkenau

Roland Vossebrecker beim Vortrag in der Fritz Bauer Bibliothek © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Roland Vossebrecker vom Verein Stanisław Hantz e.V. war am 28. Mai 2024 in der Fritz Bauer Bibliothek zu Gast und sprach über den Aufstand des jüdischen Sonderkommandos in Auschwitz-Birkenau am 7. Oktober 1944. Er beleuchtete die Umstände und Ursachen, die zu diesem Aufstand führten. Dafür ließ er vor allem die am Aufstand beteiligten Männer Salmen Leventhal und Salmen Grabowski zu Wort kommen. Anheizt dieser beiden Geschichten und einer Fülle von Zitaten machte der Vortrag eindrucksvoll die historische Bedeutung des Aufstands deutlich.

In der anschließenden Diskussion  ging es unter anderem um die Frage, warum diese mutige, verzweifelte Widerstandsaktion so wenig bekannt geworden ist und kaum an sie erinnert wird. Wir hoffen umso mehr, dass der Unterschied, den diese Menschen in Auschwitz gemacht haben, indem sie unter extremen Bedingungen die Menschlichkeit bewahrten, künftig bekannter werden wird. Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist demnächst auf unserem  YouTube-Kanal zu finden.

Das Undenkbare – Kampf um die amerikanische Demokratie

Jamie Raskin per Livestream in Bochum © FRITZ BAUER FORUM | BUXUS STIFTUNG

Am 31. Mai 2024 konnten wir per Livestream direkt aus Washington, D.C. mit Jamie Raskin, Abgeordneter der Demokratischen Partei im US-Kongress, sprechen. Einen Tag nach dem Schuldspruch gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump berichtete uns Jamie Raskin, Verfassungsrechtler und Staatsanwalt im zweiten Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump, über seine persönlichen Erfahrungen aus dem Kongress vom Tag des Putschversuches Trumps. In einem Vortrag und anschließender Diskussion mit Prof. Dr. Pierre Thielbörger (Institute for International Law of Peace and Armed Conflict, Ruhr-Universität Bochum), moderiert von Viktoria Harbecke (AmerikaHaus NRW e.V.) sprachen die Juristen über die Bedrohung der Demokratie durch rechtsextreme Kräfte, die Möglichkeiten des Rechtsstaats, dagegen zu halten, und über den Schuldspruch gegen Donald Trump.

Im Anschluss konnte Rep. Raskin noch einige Fragen aus dem Publikum vor Ort und online beantworten. Die persönliche Geschichte von Jamie Raskin können Sie in seinem Buch Das Undenkbare. Trauma, Tatsachen und die Tücken der amerikanischen Demokratie, nachlesen, das Buch ist hier zu kaufen.

Hier geht es zu einem Videointerview, das Dr. Irmtrud Wojak 2023 mit Jamie Raskin in Washington führte, der damals noch mit seiner Krebserkrankung kämpfte.

 

Kommende Veranstaltungen

04. Juni, 18.00 – 19.30 Uhr: Die roten Linien der Meinungsfreiheit | Vortrag, Gespräch und Performance. Weitere Infos hier.

09. Juni, 12.00 – 15.00 Uhr: Solidarität mit Chile – Matinee. Weitere Infos hier.

11. Juni, 18.00 – 19.30 Uhr: Vergessene Schicksale | Buchvorstellung und Gespräch. Weitere Infos hier.

12. Juni, 18.00 – 20.00 Uhr: „Mut haben und Stand halten: Maßnahmen gegen die Gewalt“ | Lesung und Gespräch. Weitere Infos hier.

20. Juni, 18.00 – 19.30 Uhr: „Zwischen Magie und Praxis. Vom Aufbau transkultureller Gärten“ | Vortrag und Gespräch mit Anuscheh Amir-Khalili. Weitere Infos hier.

21. Juni, 17.00 – 19.00 Uhr: Dr. David Berchem | Antisemitismus im Fußball. Weitere Infos hier.

27. Juni, 8.30 – 15.00 Uhr: Was haben Fritz Bauer, der Auschwitz-Prozess und Diskriminierung im Fußball gemeinsam? | Antisemitismuskritischer Workshop. Weitere Infos hier.

27. Juni, 17.00 – 18.30 Uhr: Buchclub in der Fritz Bauer Bibliothek. Weitere Infos hier.

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